Wir, Elsa, Marlene, Miko und Alexander, hatten die Chance, drei Wochen in Nicotera in Kalabrien zu verbringen. Schon nach den ersten Tagen merkten wir: Hier läuft alles ein bisschen gelassener.
Unser Arbeitstag begann um 9 Uhr, wobei um 10 Uhr meistens die erste Espressopause folgte. In der Werkstatt konnten wir richtig viel mitnehmen. Wir durften selbständig arbeiten, bekamen aber auch immer wieder Unterstützung, wenn wir sie brauchten. Unser Chef Maurizio war super freundlich, offen und entspannt, was eine lockere Atmosphäre, in der wir uns wohlgefühlt haben, schaffte. Die Arbeit war auch sehr vielfältig. Mal waren wir mit Restaurierungen beschäftigt, dann wieder mit Oberflächenbehandlungen oder neuen Konstruktionen, bei denen wir uns erst während dem Arbeiten reindenken und unseren Arbeitsstil flexibel anpassen mussten. So bekamen wir einen guten Einblick, wie vielfältig der Schreinerberuf in Italien wirklich ist. Wir haben gemerkt: Man braucht nicht nur handwerkliches Können, sondern auch eine Menge Fantasie, um eigene Lösungen zu finden.
Natürlich war nicht immer alles einfach. Die Sprachbarriere war definitiv vorhanden. Italienisch mit tiefstem kalabrischen Akzent, und eine kleine Brise Englisch, vs. Deutsch, Französisch, diverse Englischkenntnisse und ein paar Brocken Italienisch. Aber irgendwie fanden wir immer Wege, uns zu verständigen. Hände, Füße, Zeichnungen, und notfalls Technik, es ging immer irgendwie. Das hat uns gezeigt, dass man mit ein bisschen Kreativität ziemlich weit kommt. Neben der Arbeit gehörte auch der Alltag dazu. Wir wurden in einer Wohnung untergebracht und haben unseren Haushalt selbst organisiert, gekocht, eingekauft und gelernt, Verantwortung zu übernehmen. In der Freizeit erkundeten wir die schöne und verwinkelte Stadt Nicotera und deren Umgebung. Wir gingen ans Meer oder machten Ausflüge ins Hinterland. Dabei haben wir die Leute vor Ort kennengelernt und wurden überall herzlich aufgenommen. Dazu haben wir die wunderschöne Landschaft mit Kakteen, Palmen und diversen Zitrusbäumen sowie Wasserfälle und unglaubliche Sonnenuntergänge mit Meeresblick bewundern können. Natürlich haben wir uns auch nicht die lokalen Spezialitäten entgehen lassen. Ob leckere kalabresische Pizza oder ein handgemachtes Affogato, wir haben uns durch alles durchprobiert.
Wenn wir jetzt auf die drei Wochen zurückschauen, bleibt ein gutes Gefühl. Wir haben fachlich viel gelernt und durften das Schreinerhandwerk aus einer völlig neuen Perspektive betrachten. Zudem sind wir selbstständiger geworden und haben erlebt, wie es ist, in einer ganz anderen Kultur zu leben und zu arbeiten.
Doch das Wichtigste, was wir in diesen drei Wochen in Nicotera gelernt haben, hat uns unser liebenswürdiger Chef Maurizio mitgegeben: Schreiner sein ist mehr als Holz bearbeiten. Es geht darum, kreativ zu sein, sicher zu arbeiten und seinen eigenen Weg zu finden und zu gehen.
Wir sind dankbar dieses tolle und prägende Erlebnis gehabt zu haben und tragen alle seitdem ein kleines Stückchen Nicotera in unseren Herzen.